News

Marc Bouchkov, fotografiert von Peter Adamik.

Brahms-Sonaten

Geigenkunst at its best: Marc Bouchkov (Foto: Peter Adamik) spielt mit Filippo Gorini die drei Violinsonaten von Brahms an einem Abend – Anfang Mai in Bad Neuenahr, Mainz und Landau.

Brahms mit Bouchkov

Wer den Geiger Marc Bouckov noch als Stipendiaten der Villa Musica erleben durfte, konnte schon damals seine außergewöhnliche Begabung und Bühnenpräsenz, seine Reife und Gestaltungskraft erfahren. All dies wurde zur Grundlage für eine internationale Virtuosenkarriere, wie sie nur wenigen Alumni der Villa Musica so erfolgreich gelungen ist. Neben seinen großen Konzertauftritten mit Orchester überall auf der Welt hat sich der belgisch-russische Geiger seine Liebe zur Kammermusik und zur Villa Musica bewahrt. Unsere Künstlerische Leiterin, Prof. Ervis Gega, holte den Professorenkollegen ins Team der neuen, jungen Dozenten unserer Stiftung, was schon bei der Saisoneröffnung und im Projekt Neue Welt Anfang Februar zu sensationellen Ergebnissen führte. Anfang Mai nimmt sich Marc Bouchkov Zeit, ganz ohne Stipendiaten, nur im Dialog mit seinem exquisiten italienischen Klavierpartner Filippo Gorini, die drei Violinsonaten von Brahms zu spielen – exklusiv für das Villa Musica-Publikum in Bad Neuenahr, Mainz und Landau.

Ein Brahms-Tagebuch in Violinsonaten

Johannes Brahms war weit davon entfernt, seine Violinsonaten als Konzertstücke mit Aplomb und Virtuosenetüde anzulegen, als ausufernde „Grandes Sonates“. Sie passen mit einer Gesamtspieldauer von knapp 70 Minuten bequem in einen einzigen Konzertabend – so als hätte es ihr Schöpfer darauf angelegt. Denn sie gleichen im unaufdringlichen Dialog zwischen Geige und Klavier einem intimen Tagebuch des Meisters aus drei Lebensphasen:

* Die G-Dur-Sonate Opus 78 schrieb der 44-Jährige 1877 in Pörtschach am Wörthersee – „da fliegen die Melodien, dass man sich hüten muss, keine zu treten“, wie er seine Freunde wissen ließ. Einige der schönsten hat Brahms in dieser Sonate vereint: majestätisch ausschwingend und von barocker Feierlichkeit im ersten Satz, als rührende Hommage an seinen Patensohn Felix Schumann im langsamen Satz, als melancholisches Zitat aus einem seiner „Regenlieder“ im Finale.

* Die A-Dur-Sonate Opus 100 entstand im Kammermusiksommer des Jahres 1886 am Thuner See im Berner Oberland – in der schönsten Sommerfrische, die Brahms jemals gemietet hatte, und in Erwartung der tief verehrten Sängerin Hermine Spies aus Wiesbaden. Deshalb wurde daraus, wie Max Kalbeck schrieb, eine „Liebes- und Lieder-Sonate“ zwischen dem Preislied des Stolzing aus Wagners Meistersingern und Brahms' eigenem Lied „Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn".

* In der d-Moll-Sonate Opus 108, entstanden 1889/90 in Bad Ischl, bricht sich die Melancholie des alternden Brahms auf dramatische Weise Bahn, eingekleidet in den ungarischen Stil, den er so sehr liebte. Es ist die einzige „große Sonate“ in vier Sätzen unter seinen Violinsonaten und doch so kompakt und verdichtet, dass der späte Brahms in jedem Takt zum Vorschein kommt.

Freitag, 2.5., 19:30 Uhr – Augustinum Bad Neuenahr
Samstag, 3.5., 19 Uhr – Villa Musica Mainz
Sonntag, 4.5., 11 Uhr – Altes Kaufhaus Landau
Marc Bouckov und Filippo Gorini

Johannes Brahms:
Violinsonate Nr. 1 G-Dur, op. 78
Violinsonate Nr. 2 A-Dur, op. 100
Violinsonate Nr. 3 d-Moll, op. 108