Rhapsody in Blue
Rhapsody in Blue in Mainz, Simmern und Ramstein: Frank Dupree, der Pianist aus Rastatt mit der ansteckend guten Laune, spielte Gershwin zum Frühlingsanfang.
Rhapsody in Blue
Dank Frank Dupree hielt der Jazz in den Konzertsälen der Villa Musica Einzug: mit der Rhapsody in Blue von Gershwin und dem Klavierquintett von Kapustin. Phänomenal, was der pianistische Alleskönner aus Rastatt da mit einem fantastischen Stipendiaten-Quintett aufs Podium zauberte! Bei den älteren Zuhörerinnen und Zuhörern wurden Erinnerungen an die Nachkriegszeit wach, als diese Musik in „Amerikahäusern“ und Jazzklubs zum ersten Mal ertönte. Dem Ukrainer Nikolai Kapustin erging es ebenso, als nach dem Tode Stalins endlich der Jazz in die Sowjetunion kam und der Sechzehnjährige in den Sog dieser Musik geriet. Wie nachhaltig sie ihn geprägt hat, zeigten Frank Dupree und seine Streicher(inn)en mit glühender Intensität in seinem Opus 89 – ein Klavierquintett alla Brahms mit den Themen, Rhythmen und Harmonien des Jazz. Die Stimmung kochte schon nach diesem Werk hoch und wurde durch die Rhapsody in Blue auf den Siedepunkt gebracht. Was Frank Dupree hier im Solopart an atemberaubender Virtuosität entfaltete, wie er dazwischen blitzschnell das kleine Becken schlug, um wenigstens eine Minmal-Percussion in die Sextettfassung zu bringen, wie Jakob Plag zum Jazz-Klarinettisten mutierte und die Streicher nach Herzenslust den Big Band-Sound imitierten, war ein Klangfest, wie man es selbst bei Villa Musica nicht alle Tage erlebt.
Wie schön, dass die vier Streicher vor der Pause ihre Kultiviertheit im klassischen Klang voll ausspielen konnten, nämlich in dem keineswegs einfachen, von Wiener Klangwogen übersättigten, einzigen Streichquartett des Geigenvirtuosen Fritz Kreisler. Ein Kenner im Auditorium meinte, er habe bei Villa Musica noch nie bessere Stipendiat(inn)en gehört als diese Vier, die sich im wunderschönen Klang, in der Agogik und Artikulation nach nur fünf Tagen Proben so blind verstanden: Giulia Rimonda aus Turin als Primaria, Sonja Bogner aus Linz an der zweiten Geige, der Südafrikaner Eike Coetzee an der Bratsche und die Polin Oliwia Meiser am Cello. Bravos gab es für ihren Kreisler und für den mittelamerikanischen Beginn des Programms: die Danzas de Panama von William Grant Still. Frank Dupree dirigierte von den Bongos aus und goss noch etwas heiße Panama-Trommelkunst ins Stilimitat.
„An Experiment in Jazzy Chamber Music“, so hätte man diesen unvergesslichen Abend nennen können, und dieses Experiment ist vollauf geglückt. Dank an alle Akteur(inn)en auf dem Podium, an das fantastisch mitgehende Publikum und besonders an den Spiritus Rector Frank Dupree!
Freitag, 21.3., 19 Uhr – Landesmuseum Mainz
Samstag, 22.3., 19 Uhr – Neues Schloss Simmern
Sonntag, 23.3., 17 Uhr – Congress Center Ramstein
Frank Dupree mit Stipendiatinnen und Stipendiaten
George Gershwin: Rhapsody in Blue
Fritz Kreisler: Streichquartett a-Moll (1919)
William Grant Still: Danzas de Panama
Nikolai Kapustin: Klavierquintett, op. 89