News

Inspiration für Generationen jungen Quartette: der Wiener Cellist Valentin Erben (Foto: Erben).

Quartett-Labor

Valentin Erben, der legendäre Cellist des Alban Berg Quartetts aus Wien, war der Dozent im Quartett-Labor Mitte April. Zwei junge Streichquartette gastierten in Dichtelbach, Kirchheimbolanden und Grafschaft.

Quartett-Labor I

In Dichtelbach im Hunsrück ließ das Kandinsky Quartett aus Wien auf den stürmischen Quartettsatz des jungen Schubert das große G-Dur-Quartett von Mozart mit dem Fugenfinale folgen, vollendet an Silvester 1781. Im einzigen Streichquartett von Maurice Ravel holten die jungen, viel fach preisgekrönten Streicher die ganze Farbenpracht des Impressionismus in die Barockkirche unweit von Simmern.

Kandinsky Quartett

Freitag, 11.4., 19 Uhr – Evangelische Kirche Dichtelbach
Franz Schubert: Quartettsatz c-Moll, D 703
Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett G-Dur, KV 387
Maurice Ravel: Streichquartett in F


Quartett-Labor II

In Kirchheimbolanden spielte das Ast Quartet aus Hannover als Einspringer für das Turicum Quartett, das wegen eines Überfalls in London die Konzerte kurzfristig absagen musste. Auf Empfehlung von Oliver Wille hatten die vier jungen Koreanerinnen des Ast Quartet aus seiner Klasse in Hannover zugesagt, in Kirchheimbolanden auch Mozart zu spielen, weil das Genie aus Salzburg hier im Februar 1778 zu Gast war. Fast sieben Jahre später schrieb Mozart in Wien sein berühmtes „Jagdquartett“ KV 458. Schuberts aufgewühlter Quartettsatz in c-Moll eröffnete das geänderte Programm, das mit dem a-Moll-Quartett von Robert Schumann voller romantischer Sehnsucht ausklang.

Ast Quartet

Samstag, 12.4., 19:30 Uhr – Stadthalle Kirchheimbolanden
Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett d-Moll, KV 421
Franz Schubert: Quartettsatz c-Moll, D 703
Robert Schumann: Streichquartett a-Moll, op. 41 Nr. 1


Quartett-Labor III

Beim Ehepaar Maerker in der Villa Bellestate stellten sich beide Quartette nacheinander vor: Das Ast Quartet aus Hannover ließ auf die aphoristisch kurzen Fünf Sätze von Anton Webern das a-Moll-Quartett von Schumann folgen, eines der ergreifendsten Werke des sächsischen Romantikers. Im einzigen Streichquartett von Maurice Ravel ließen die jungen StreicherInnen des Kandinsky Quartetts aus Wien die ganze Farbenpracht des Impressionismus aufblühen.

Ast Quartet & Kandinsky Quartett

Palmsonntag, 13.4., 11 Uhr – Villa Bellestate Grafschaft-Holzweiler
Anton Webern: Fünf Sätze für Streichquartett (1909)
Robert Schumann: Streichquartett a-Moll, op. 41 Nr. 1
Maurice Ravel: Streichquartett in F

Ast Quartet

Das Ast Quartet, dessen Name das deutsche Wort „Ast“ mit dem englischen „Quartet“ kombiniert, vermittelt die Botschaft, seine Musik wie wachsende Äste in die Welt hinauszutragen. Das im September 2021 gegründete Quartett besteht aus vier jungen, leidenschaftlichen Koreanerinnen mit Wohnsitz in Deutschland. Sie wurden beim 13. Premio Paolo Borciani von Gérard Pesson mit dem Sonderpreis für die beste Aufführung eines neu in Auftrag gegebenen Streichquartetts ausgezeichnet und waren Halbfinalisten beim Concours de Genève 2023. Kurz nach ihrer Gründung gaben sie Konzerte in der Berliner Philharmonie, beim japanischen Osaka Chamber Music Horizon, beim Mozart-Festival der HfM Hanns Eisler Berlin, beim 50-jährigen Jubiläums-Sommerfestival der HMTM Hannover, beim Crescendo Festival der Universität der Künste Berlin und bei Music in PyeongChang. Sie traten als Featured Artists bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker 2024 auf, bei der McGill International String Quartet Academy (MISQA) 2024 und bei den Traiettorie 2024. Außerdem wurden sie als Stipendiaten der Jeunesses Musicales Deutschland ausgewählt und nahmen am Hohenloher Kultursommer 2024 teil. Darüber hinaus wurde das Ast Quartet mit dem Ernst von Siemens Musikstipendium geehrt, mit dem Startup-Musiker-Preis des Börsenclubs Hannover und einem Stipendium des Förderkreises der HMTMH e.V.

Das Ast Quartet studierte an der Musikhochschule Hannover bei Prof. Oliver Wille und schöpfte vielfältige musikalische Inspiration aus Meisterkursen bei Corina Belcea, Kuss Quartett, Eberhard Feltz, Mathieu Herzog, Heime Müller, Midori, Wolfgang Redik, Philip Setzer und Tabea Zimmermann. Das Quartett ist Mitglied der Kammermusikvereinigung Le Dimore del Quartetto. 

Kandinsky Quartet

Das Kandinsky Quartet, Preisträger des Verbier Festival Anniversary Prize 2023, des Internationalen Mozartwettbewerbs Salzburg sowie des Boccherini-Wettbewerbs, wurde 2020 gegründet und ist in Wien sesshaft. Es wurde bereits zu Festivals wie Rheingau Musikfestival, Festival d’Aix-en-Provence, Steirisches Kammermusikfestival (Graz), Wien Modern, Milano Musica, Stars and Rising Stars (München), Música Sur (Spanien), Chaise-Dieu (Frankreich), Venediger Biennale (Italien) und Heidelberger Frühling eingeladen. Im April 2024 gewann es den 1. Preis beim Gasteig-Wettbewerb in München. Ebenso ist es eines der 38 auserwählten Quartette des EU-geförderten Projekts MERITA und Teilnehmer des ECMA Programms. Außerdem ist es Stipendiaten-Ensemble der Villa Musica Rheinland-Pfalz und der Jeunesse Musicales Deutschland sowie Artists in Residence beim Konzertzyklus ArbeiterInnen-konzerte in Wien, ein Outreach-Projekt, welches Konzerte in Sozialbauten veranstaltet.

Das Kandinsky Quartet perfektionierte sich im Coaching bei namhaften Streichquartetten wie Belcea, Arditti, Kuss und Ysaÿe Quartet, Cuarteto Casals, Danel Quartet, Cuarteto Quiroga, Aris Quartett, Quatuor Mosaïques, Artis Quartett, Quatuor Diotima oder dem Alban Berg Quartett. Daneben erhält das Ensemble Unterricht bei Solisten und Kammermusik-Koryphäen wie Nicolas Altstaedt, Bruno Giuranna, Amihai Grosz, Dirk Mommertz, Mathieu Herzog, Gabor Takacs-Nagy und Elisabeth Leonskaja, mit welcher das Quartett regelmäßig zusammen konzertiert. Zurzeit studieren die Vier bei Johannes Meissl an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und haben im März 2023 ihr Master-Programm beim Quatuor Ébène an der Musikhochschule München begonnen. Engagements in der letzten Saison führten sie u.a. zum Circolo di Ave (Italien), Impuls Festival (Österreich), Alhaurin de la Torre Festival (Spanien), Inventio Music (Frankreich) und zum Mozartfest Würzburg, außerdem in Säle wie die Solti Hall Budapest, Sala dei Giganti in Padua, Reid Hall Paris und Teatro Civico La Spezia, wo sie zusammen mit Marie Chilemme (Quatuor Ébène) auftraten.

Der Dozent Valentin Erben

Um die Wurzeln des gebürtigen Wieners zu finden, muss man nach Böhmen, Slowenien, Siebenbürgen und sogar Holland reisen. Der Vater, musikbegeisterter Physiker, und die Mutter, Berufspianistin, lehrten ihren Sohn, keinen Tag ohne Musik verstreichen zu lassen. Günter Pichler, Primarius des Alban Berg Quartetts, nennt ihn den „Engel des Streichquartetts“. Valentin Erben wurde 1945 in Pernitz geboren. Ab 1947 lebte seine Familie in Augsburg. Sein erstes „Cello“ – es war eine umgebaute Bratsche – erhielt er im Alter von vier Jahren. Nach seinen ersten Gehversuchen am Cello unter Vaters Anleitung bekam er ab dem achten Lebensjahr Unterricht bei Paul Freidel, Solocellist am Städtischen Symphonieorchester sowie Schüler von Julius Klengel. 1960 begann er mit dem Cellostudium bei Walter Reichardt an der Musikhochschule München. Im Juli 1963 machte er in Siena eine Begegnung, die für seinen weiteren Weg von großer Bedeutung wurde: er traf den berühmten Cellisten und Pädagogen André Navarra. 1964 absolvierte er sein Diplom in München und setzte sein Studium in Wien beim Navarra-Schüler Tobias Kühne fort. 1965-68 folgte dann die glückliche Studienzeit bei André Navarra am Conservatoire in Paris. Weiters erhielt er Kammermusikunterricht bei Jean Hubeau und Josef Calvet. Nach dem Premier prix für Cello und Kammermusik kehrte er 1968 zurück nach Wien, wo es im folgenden Frühjahr zur Gründung des Alban Berg Quartetts kam – eine schicksalshafte und erfolgreiche Vereinigung von vier Musikern die die internationale Streichquartettszene knapp 40 Jahre hindurch beherrschen sollte. Im Juni 2013 emeritiert Valentin Erben an der Universität für Musik und Wien, an der er über 40 Jahre lang unterrichtet hat. Zur regen Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker kommen nun auch musikalische Vorträge, Meisterkurse für Kammermusik, Zusammen-arbeit mit Komponisten, Sängern und Tänzern.