Sharon Kam
Klarinettenkunst auf dem Gipfel: Sharon Kam spielt Debussys Rhapsodie und Messiaens Quatuor pour la fin du temps in Kaiserslautern, Rolandseck, Mainz und Schloss Engers.
Debussy – Beethoven – Messiaen
Es war eine Sternstunde der Kammermusik in der Fruchthalle Kaiserslautern und ein bewegender Auftakt für unser langes Konzertwochenende mit Sharon Kam. Die Weltklasse-Klarinettistin spielte das „Quartett für das Ende der Zeit“ mit ihren Freunden Liza Ferschtman (Violine), Christian Poltéra (Cello) und Christian Ihle Haland (Klavier) so, wie es on Olivier Messiaen gemeint war: als klingende Brücke vom Erdendasein in die Ewigkeit, als Musik, die Raum und Zeit durchbricht. Im STALAG VIIIA bei Görlitz fand im Januar 1941 die Uraufführung dieses Ausnahmewerkes statt – eine Musik von biblischem Trost für Tausende von französischen Kriegsgefangenen. Auch in der Fruchthalle entfalteten diese Töne ihre spirituelle Aura: die kantige Musik für den Engel der Apokalypse ebenso wie die Vogelstimmen der Soloklarinette, der Sharon Kam unfassbar lange, schöne und perfekt kontrollierte Töne entlockte; Christian Poltéras unendlich ruhiger Cellogesang im Lob auf die Ewigkeit Jesu ebenso wie die paradiesisch entschwebenden Geigentöne von Lisa Ferschtman im Lob auf die Unsterblichkeit Jesu. Christian Ihle Hadland kleidete all dies in kristalline Klavierklänge: schimmernde Regenbögen, gleichmäßig trottende Akkorde, am Ende eine leuchtende Klangbrücke ins Paradies. „Die musikalische Sprache ist im Wesentlichen körperlos, geistig, katholisch.“ So hat Messiaen über sein 50-minütiges Quartett geschrieben. Genau dieser Eindruck stellte sich in Kaiserslautern ein und zog die 250 Zuhörerinnen und Zuhörer unwiderstehlich in seinen Bann. Umso konkreter klang der erste Teil des Konzerts: melodisch weich zeichnend in Debussys Klarinettenrhapsodie, rhythmisch zupackend und sinfonisch auftrumpfend in den Ecksätzen von Beethovens D-Dur-Klaviertrio. Nur der berühmte Mittelsatz des „Geistertrios“ öffnete auch hier ein Fenster in eine andere Welt. Langer dankbarer Applaus und Bravos belohnten die vier fantastischen Musiker(inn)en für einen unvergesslichen Abend.
Von Freitag bis Sonntag war das gleiche Programm mit Sharon Kam und vier Stipendiat(inn)en der Villa Musica zu hören. Am Klavier lösten sich Villa Musica-Stern Knut Hanßen und die chinesische Pianistin Yanjun Chen ab. Geige und Cello wurden von Felicitas Schiffner und unserer ehemaligen Stipendiatin Zuzanna Sosnowska gespielt. Es war eine hoch konzentierte, im Beethoven mitreißende, im Messiaen neue Klangwelten öffnende Ensemble-Leistung, die vom Publikum in Mainz mit sehr langem, dankbarem Applaus gefeiert wurde.
Donnerstag, 6.3., 19:30 Uhr – Fruchthalle Kaiserslautern
Freitag, 7.3., 18 Uhr – Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Samstag, 8.3., 19 Uhr – Villa Musica Mainz (ausverkauft)
Sonntag, 9.3., 17 Uhr – Schloss Engers, Neuwied-Engers
Claude Debussy: Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier
Ludwig van Beethoven: Klaviertrio D-Dur, op. 70 Nr. 1 (Geistertrio)
Olivier Messiaen: Quatuor pour la fin du temps