Vivaldi im Advent
Cellokonzerte von Vivaldi mit Jens Peter Maintz und Stipendiatinnen im Bahnhof Rolandseck, Landesmuseum Mainz und Schloss Engers – unser ausverkauftes Vivaldi-Wochenende 2024.
Cellofest mit venezianischem Flair
Unsere Künstlerische Leiterin Ervis Gega, selbst eine makellose und strenge Geigerin, war vom neuen Vivaldi-Programm ganz begeistert: „Jens Peter Maintz ist ein wahrer Cellovirtuose. Ich bin sprachlos! Was für ein wunderschönes Programm, und wie fantastisch das unsere Stipendiatinnen gespielt haben! Bravissime!“ Sie kam aus Bonn eigens in den Bahnhof Rolandseck, um das Publikum im Festsaal zu begrüßen und den sieben Vivaldi-Werken zu lauschen. Auch Petra Spielmann, die Kaufmännische Leiterin des Arp Museums, und Dr. Birgit Heide, die Direktorin des Landesmuseums Mainz, durften sich wie in einem venezianischen Palazzo fühlen, denn das Programm war erlesen und ganz besonders.
Jens Peter Maintz war ein wahrhaft beredter und mitreißender Anwalt für Vivaldis Musik, besonders für den Vivaldi der Cellokonzerte. Als Solist verwandelte er das späte, tief melancholische h-Moll-Konzert RV 424 in ein Cello-Feuerwerk, wo jede Nuance ihren genauen Platz hatte: die perfekt eingebundenen Triller, die ausdrucksvollen Apoggiaturen, die kraftvoll artikulierten Arpeggios und die perlenden Läufe bis hin zu schwindelerregenden Triolen. Auf seinem fantastisch klingenden Grancino-Cello von 1697 entfaltete er die Nuancenvielfalt eines großen Sängers in einer Barockoper und übertrug zugleich vom Bass aus das genaue Artikulieren auf das gesamte Ensemble. So verwandelten sich alle sieben Stücke des Abends in eine bewegende, überraschende Klangrede – mal kammermusikalisch fein, mal konzertant mitreißend, aber immer sehr barock, ohne auf alten Instrumenten oder nach strenger Aufführungspraxis gespielt zu sein. Eine Meisterleistung!
Dazu trug auch die Breite an dynamischen Nuancen bei, die man in dieser Vielfalt zwischen Pianissimo und Fortissimo in unserer Serie Vivaldi im Advent bislang noch nicht gehört hat. Auch dieses Element des „Vivaldi alla Jens Peter Maintz“ setzten die fünf Streicherinnen des Ensembles vollendet um, schon im einleitenden G-Dur-Konzert RV 413, das Irena Josifoska als Solistin souverän meisterte – behend, quirlig und ausdrucksvoll. Gemeinsam spielten Jens Peter Maintz und seine Meisterschülerin galant singend die Cellosonate Nr. 6 und zum Abschluss des Programms das g-Moll-Doppelkonzert in perfekter Balance, mitreißenden Tempi, mit „Grip“ und Feuereifer.
Für die hohen Streicher gab es schon in den Cellokonzerten dankbare Aufgaben. Im fein ausziselierten Concerto a quattro in d-Moll RV 128 blieben sie zu Beginn des zweiten Teils unter sich: die Geigerinnen Sophi Rochlin und Yan Li und die Bratschistin Judith Sauer mit Jens Peter Maintz am Cello und Connor Leinweber am Cembalo. In den Tuttistücken sorgte Eva Brockhaus für profunde und profilierte Kontrabass-Töne, was besonders im Flötenkonzert Il Gardellino auffiel. Bei so viel dunkler Klangpräsenz im Bassregister, hatten es die flirrenden Flötentöne von Yeoshin Jang umso leichter, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Fast wie ein echter Stieglitz nutzte die junge Flötistin ihren Part zu faszinierenden Höhenflügen. Umso inniger gestaltete sie das Siciliano des Mittelsatzes über den weich fließenden Dreiklangsbrechungen von Cembalist Connor Leinweber und dem dezenten Pizzicato, mal vom Kontrabass, mal vom Cello. Derlei feinsinnige Details waren auch im Concerto da camera RV 92 auszumachen, eigentlich eine „Triosonate auf Concerten-Art“ für Flöte und Violine über dem sehr bewegten Basso continuo von Cello und Cembalo, aber mit gefährlich schweren Soli für Yeoshin Jang und Yan Li.
Ein reicheres Vivaldi-Geschenkpaket hätten die sechs Musikerinnen und zwei Musiker am zweiten Adventswochenende für das Publikum kaum schnüren können. Auch diese Ausgabe unserer Serie Vivaldi im Advent war wieder einmal ausverkauft – so wie heute in Schloss Engers. Wieder gab es am Ende dankbare Bravos – vielleicht noch ein wenig lauter und enthusiastischer als in den Vorjahren.
Freitag, 6.12., 18 Uhr – Arp Museum Bahnhof Rolandseck (ausverkauft)
Samstag, 7.12., 19 Uhr – Landesmuseum Mainz (ausverkauft)
Sonntag, 8.12., 17 Uhr – Schloss Engers Neuwied-Engers (ausverkauft)
Antonio Vivaldi:
Cellokonzert G-Dur, RV 413 | Cellosonate B-Dur, RV 46 | Cellokonzert h-Moll, RV 424 | Doppelkonzert g-Moll, RV 531
„Il gardellino“ Flötenkonzert D-Dur, op. 10 Nr. 2 | Concerto da camera D-Dur, RV 92a | Concerto a quattro d-Moll, RV 128